Tachoreparatur

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Beitrag von sg38fn Di 13 Apr 2021 - 15:30

Hallo zusammen,

im Rahmen der Vorstellung der Restaurierung meiner CX hatte ich kürzlich auch eine Möglichkeit vorgestellt, wie man an einem Tacho das Dämpfungsöl erneuern kann. Dies wird notwendig, wenn a) die Nadel zittert oder b) der Tacho nachhängt, also wenn die reale Geschwindigkeit verzögert angezeigt wird.

Probleme mit Tacho und Drehzahlmesser hatten mich von Anfang an beschäftigt. Zunächst hing der Tachometer bei tiefen Außentemperaturen nach, so dass die reale Geschwindigkeit nur verzögert angezeigt wurde. Als „einfache“ Abhilfe hatte ich daraufhin WD40 von unten ins Innere in den Tacho eingesprüht, mit der Hoffnung, dass sich das zu zäh gewordene Dämpfungsöl damit wieder verdünnen lassen möge. Meine Hoffnung wurde nicht enttäuscht und für einige Tage hat das wirklich funktioniert. Danach war es allerdings so, dass die Tachonadel anfing zu zittern.

Nachdem ich gesehen hatte, dass beide Instrumente noch im Neuzustand beschafft werden konnten, habe ich mir einen neuen Tacho und einen neuen Drehzahlmesser geleistet. Nach kurzer Zeit und vorrangig bei hohen Außentemperaturen fing die Tachonadel des neuen Tachos allerdings wieder an zu zittern. Wie zu erwarten, hat der Verkäufer jegliche Gewährleistung abgelehnt, weil er der Meinung war, dass das Problem nicht vom Tacho verursacht wird. Trotz dieser Beteuerungen vermute ich, dass der Tacho falsch gelagert wurde, so dass der Großteil des Dämpfungsöls auslaufen konnte.

Um dieses Problem nachhaltig zu lösen, habe ich mir zunächst einen Schrott-Tacho zugelegt und diesen zerlegt. Bild 1 zeigt die Dämpfungseinheit bestehend aus einem kleinen Alutopf, der mit der Tachonadel verbunden ist:

Tachoreparatur Bild-127


Das Gegenstück ist eine Messingbüchse, die fest mit dem Gehäuse verbunden ist:

Tachoreparatur Bild-222


Das Dämpfungsöl befindet sich im Alutopf und dämpft die Bewegung zwischen Alutopf und Messingbüchse. Das obere Ende ist die Tachonadel, die unter dem Ziffernblatt sitzt:

Tachoreparatur Bild-322


Die Messingbuchse lässt sich von oben herausdrehen, so dass es prinzipiell möglich sein sollte, von oben frisches Dämpfungsöl einzufüllen. Zunächst habe ich diese Idee wie folgt an meinem alten Tacho ausprobiert. Im ersten Schritt wird der Tacho aufgesägt, so wie dies an anderer Stelle hier im Forum bereits gezeigt wurde:

Tachoreparatur Bild-420


Danach habe ich die Tachonadel abgezogen:

Tachoreparatur Bild-511


Im nächsten Schritt wird das Ziffernblatt abgenommen:

Tachoreparatur Bild-611


Danach wird die kleine Mutter gelöst und die Messingbüchse herausgedreht:

Tachoreparatur Bild-711


Mit der unten gezeigten Spritze kann ein geeignetes Silikon-Dämpfungsöl eingespritzt werden. Nach Recherchen im Internet hatte ich hierzu ein Silikonöl mit 50.000 cst beschafft, andere Quellen nennen 30.000 cst, was vermutlich genauso funktioniert.

Tachoreparatur Bild-812


Mit dieser Spritze habe ich etwa 0,1 bis 0,2ml Dämpfungsöl (1 bis 2 Teilstriche auf der Skala) in den Alutopf eingespritzt:

Tachoreparatur Bild-911


In umgekehrter Reihenfolge wie beim Zerlegen wird der Tacho danach wieder zusammengesetzt. Zunächst wird die Messingbuchse wieder eingesetzt, danach die Mutter aufgedreht und angezogen. Im nächsten Schritt wird das Zifferblatt wieder angeschraubt und der Zeiger in Nullstellung aufgesetzt.

Danach habe ich das Gehäuse wieder zusammengesetzt, so wie das an anderer Stelle bereits beschrieben wurde. Um den Sägespalt auszugleichen habe ich Silberdraht mit 1mm Durchmesser in den Spalt gelegt und das Gehäuse straff mit Klarsichtband (tesa pack wird empfohlen) zugeklebt:

Tachoreparatur Bild-128


Damit ist der Tacho wieder bereit für den Einbau  Very Happy

Ein großer Vorteil von diesem Verfahren ist es, dass die empfindliche Mechanik des Tachos hierbei nicht zerlegt werden muss.  Ein weiterer Vorteil ist es, dass man die Mechanik eines alten Tachos bzw. Drehzahlmessers trotzdem reinigen kann. Hierzu hatte ich die komplette Mechanik aus dem Unterteil herausgeschraubt und eine Nacht in WD40 gestellt. Einziger Nachteil war es, dass die schwarzen Zahlen der 100m- Skalen auf dem weißen Untergrund leicht verblasst sind, was aus meiner Sicht kein großes Problem sein sollte.

Die Verzahnungen habe ich mit einem Silikonfett eingefettet. Zunächst habe ich diesen alten Tacho wieder eingebaut und unter realen Bedingungen getestet. Dieser Test verlief erfolgreich – die Tachonadel hat weder gezittert, noch hing sie nach – so dass ich dieses Verfahren auch an meinem neuen Tacho angewendet habe  Very Happy

Tachoreparatur Bild-129


Bei Detailfragen könnt ihr euch gerne einfach melden.


Gruß
Günni
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Beitrag von Navigator03 Mi 14 Apr 2021 - 22:33

Hallo Günni,


danke für den Bericht und die informativen Fotos. Ich habe auch ein Tachoproblem. Und zwar bewegt sich die Nadel nach dem Losfahren zunächst überhaupt nicht, setzt erst ab etwa 25 km/h ein, um von da ab normal zu funktionieren. Ich frage mich, ob Du das mit "nachhängen" meinst oder etwas anderes.

Ich hatte meinen Tacho vor Jahren schon einmal geöffnet (bevor das beschriebene Verhalten auftrat), weil ich den Rücksteller des Tageskilometerzähler aus Unwissenheit herausziehen, statt drehen wollte. Embarassed  Danach ging dann nichts mehr am Zähler.

Dafür hatte ich die Bördelung vorsichtig umgebogen und anschließend wieder zurück gebogen. Ich brauchte also nicht zu sägen.

Jedenfalls finde ich Deinen Bericht sehr hilfreich und das wird mir bestimmt bei meiner Reparatur helfen.


P.S.
Meinst Du, das Dämpferöl ist nach den Jahren verloren gegangen oder ist es verharzt/eingedickt?
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Beitrag von sg38fn Do 15 Apr 2021 - 13:53

Hallo "Navigator03",

mein Tacho hing ständig nach, hat also auch über 25km/ die Geschwindigkeit verzögert angezeigt.

So wie du das Problem beschreibst, wäre es schon denkbar, dass das Dämpfungsöl eingedickt ist, so dass zunächst ein gewisses Losreißmoment notwendig ist, um die Tachonadel zu bewegen!?

An deiner Stelle würde ich den Tacho öffnen, die gesamte Mechanik aus dem Gehäuse herausschrauben und - über Kopf - 1 bis 2 Tage in WD40 oder ähnliches eintauchen, so dass auch das alte Dämpfungsöl aus dem Alutopf herausgelöst wird.

Danach die Mechanik (Zahnräder, Schneckentriebe etc.) mit harzfreiem Fett einfetten und das Dämpfungsöl wie oben beschrieben neu einfüllen.

P.S.: alternativ kannst du mir meinen alten Tacho abkaufen, den ich so wie oben beschrieben behandelt und getestet habe, ich habe diesen in ebay ausgeschrieben Very Happy


Gruß
Günni
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Beitrag von Navigator03 Do 15 Apr 2021 - 21:40

Hallo Günni,

danke für die Tips.
Muß das alte Dämpferöl in jedem Fall raus oder reicht eventuell ein "verdünnen" mit frischem Öl?

Welches Fett nimmt man für die Mechanik? Ich habe noch Silikonfett, wäre das geeignet?

Danke für das Angebot mit dem alten Tacho, aber ich würde es gerne zunächst mit meinem versuchen. Wink
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Beitrag von sg38fn Fr 16 Apr 2021 - 12:26

Möglicherweise genügt eine Verdünnung mit frischem Dämpfungsöl auch schon.

Du kannst die Konsistenz des vorhandenen Öls erkennen, wenn du die Messingbuchse herausziehst, an dieser sind Reste vom alten.

Um auf Nummer Sicher zu gehen, würde ich die gesamte Mechanik - über Kopf - einfach 1 bis 2 Tage in WD40 einlegen, damit sollten auch die Reste des alten Dämpfungsöls herausgespült werden.

Für die Mechanik habe ich auch ein Silikonfett genommen, das sollte funktionieren.


Gruß
Günni
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Beitrag von 100Ratte Fr 16 Apr 2021 - 20:20

Hallo, statt WD 40 reicht auch Petroleum (WD40 besteht daraus)


Gruß Harry
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Beitrag von Navigator03 Fr 16 Apr 2021 - 20:55

Danke Euch.
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