Wartungsstau beheben

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Beitrag von kalle. Mi 9 Aug 2017 - 22:02

Moin!
Ich bin gerade dabei meine neu erstandene 82er Güllepumpe ihres Wartungsstaus zu beheben. Alle Flüssigkeiten sind gewechselt, Kardan ist abgeschmiert, Ventile eingestellt, Kompression gemessen, Vergaser gereinigt, neue Reifen aufgezogen und alle Filter gewechselt. Was noch fehlt, wenn keiner weitere Vorschläge hat, ist wahrscheinlich das CDI-Typisches Zündungsproblem und drei verschiedene Arten von Quietschen zu beheben.
Wegen des Zündungsproblems... es kommen bald mit der Post neue Zündspulen und -kabel. Wenn es das nicht behebt, also das Aussetzen und Fehlzünden im oberen Drehzahlbereich, werde ich wohl eine Ignitech einbauen.
Und das Quietschen... Also einmal beim Bremsen. Vorne ist ein stinknormales Bremsenquietschen, nix wildes. Hinten allerdings wird das Quietschen manchmal zum Brummen, welches sich aufs ganze Mopped überträgt. Das finde ich dann doch etwas komisch. Hat da jemand ne Idee?
Das zweite Quietschen ist sporadisch und Drehzahlabhängig beim langsamen Fahren von vorne zu hören, da vermute ich den Kühlerventilator. Hat der irgendein Lager, welches manchmal Geräusche macht? Oder gibts da noch was anderes?
Und das Dritte schließlich ist immer zu hören, nicht unbedingt Geschwindigkeitsabhängig (zumindest meine ich, dass es so wäre) und kommt von hinten. Ich tippe auf Schwingen- oder Radlager. Die haben allerdings beide kein fühlbares Spiel. Kann/Muss man die irgendwie
Fetten oder sonst wie Warten?
Schon mal vielen Dank für die Hilfe!
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Beitrag von Kölnerfluse Do 10 Aug 2017 - 6:44

Das zweite, sporadische Quitschen (da, wo Du den Lüfter vermutest) kann auch von einem herharztem Tachoantrieb kommen (so war´s zumindest bei meiner GL).
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Beitrag von BerndM Do 10 Aug 2017 - 18:56

Quietschen hinten. Hinterrad raus. Bremstrommel innen reinigen. Beläge ab. Bremsplatte putzen. Betätigungswelle raus. Welle putzen. Neu fetten inkl.
der Kontaktflächen zu den Bremsbacken. Beläge einmal mit Schmiergelleinen abziehen. Oder wenn Verschleissanzeige kurz vor Minimum steht gleich neue Bremsbacken kaufen. Alles wieder zusammenbauen und einstellen.

Für Schwingenlager hinten machen wir weiter da das Rad eh raus ist. Stossdämpfer unten Lösen und Oben. Endantrieb ab. Vorn rechts unter Gummimanschette die Schraubensicherung der Kardanwelle entfernen. Kardanwelle ziehen. Gummikappe vorn links am Drehpunkt der Schwinge
abziehen. Mit grossem Ringschlüssel ( 32 er ? ) Kontermutter der Einstellschraube vom linken Schwingenlager lösen und mit Inbus ( 10er ) Einstellschraube herausdrehen. Dabei Schwinge festhalten. Schwinge nach links ziehen dann löst sich die Lagerung rechts. Kegelrollenlager
putzen. Lagerschalen begutachten. Normalerweise haben die Lagerschalen nur leichte kaum erkennbare Schatten von den Kegelrollen, dann neu fetten
und alles wieder montieren. Die Kegelrollenlager mittels Einstellschraube unter Bewegen der Schwinge spielfrei einstellen. Ich habe das bei mir nach Gefühl gemacht. Mit Inbus die Einstellmutter fixieren und mit Ringschlüssel die Mutter kontern. Das darf mit Kraft erfolgen. Wenn Drehknickschlüssel vorhanden kann man das auch mit Drehmoment machen. Ist aber wohl in den meisten Haushalten nicht vorhanden. Dann Kardan wieder komplettieren. Endantrieb nur leicht mit den Muttern anschrauben. Rad montieren und zum Schluss die Muttern vom Endantrieb festziehen. Dann sitzt auch die
Vielzahnverbindung zwischen rad und Endantrieb gerade ineinander.

Wenn Du Quietschen vorn als "nix wildes " kann ich ohne Anleitung meinst. Super. Beschreibung ist aufwändiger und endet mit einer Vollrevision der
Bremszangen.

Gruß
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Beitrag von kalle. Fr 11 Aug 2017 - 15:14

Junge, Junge... spitzen Anleitung! Dickes Dankeschön schonmal. Nix wildes vorne sagte ich, weil ich davon ausgehe, das in den Belägen festsitzende Rostpartikel vom vielen Rumstehen die Geräusche verursachen. Und so ne Scheibenbremse kriege ich schon zerlegt und wieder zusammen.
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Beitrag von f104wart Fr 11 Aug 2017 - 17:39

BerndM schrieb:Die Kegelrollenlager mittels Einstellschraube unter Bewegen der Schwinge spielfrei einstellen. Ich habe das bei mir nach Gefühl gemacht.
Gefühl ist halt ein dehnbarer Begriff.  Wink


BerndM schrieb:Dann Kardan wieder komplettieren. Endantrieb nur leicht mit den Muttern anschrauben. Rad montieren und zum Schluss die Muttern vom Endantrieb festziehen.
"Rad montieren" bedeutet in diesem Fall, dass man als erstes das Bremsgestänge eingängt und die Zugstrebe der Bremse montiert, da sich die Ankerplatte jetzt noch drehen lässt.

Dann zieht man die RadAchsmutter am Endantriebsgehäuse an und zum Schluß erst die Klemmung am linken Schwingenarm.

Die Einhaltung dieser Reihenfolge ist wichtig, damit die Schwinge nicht verspannt und das Hinterrad fest an den Endantrieb gezogen wird.

Ganz zum Schluß erst zieht man die Muttern des Endantriebsgehäuses an. Diese Ausrichtung muss aber nur beim ersten Mal erfolgen bzw. immer dann, wenn man das Endantriebsgehäuse ausgebaut hatte.


Was man der Bremse sonst noch gutes tun kann:

Den Bremsnocken, der die Backen auseinander drückt, kann man an den diagonal gegenüberliegenden Kanten verrunden und polieren.
Dazu sollte man aber richtig und gleichmäßige Radien feilen können. Wer keinen Metallberuf gelernt hat,sollte die Finger besser davon lassen.

Durch das Verrunden und polieren kann die Bremse besser dosiert werden und spricht sanfter an. Der Bremsnocken sollte natürlich auch mit einem druckstabilen Fett gefettet werden.


Zuletzt von f104wart am Sa 12 Aug 2017 - 14:26 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Beitrag von BerndM Sa 12 Aug 2017 - 13:08

@ Ralf,
Da hast Du natürlich recht. Ich wollte euch die Möglichkeit der Nachbesserung geben, deshalb " So habe ich es bei mir gemacht !".
Es beruhigt mich aber ungemein das Du kein Drehmoment genannt hast. Very Happy
Leichtgängig aber spielfrei ist wohl auch nicht treffend ?

Gruß
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Beitrag von Gast Sa 12 Aug 2017 - 13:19

Man ersetze Radmutter mit Achsmutter.

Die Nockenbahnen zu fetten ist nur kurzfristig und vermeintlich gut. Nach kurzer Zeit saugt das Fett viel Bremsbelagabrieb und sonstigen Schmodder wie magnetisch an, dann ist es aus mit der vermeintlichen Schmierwirkung.

Den Nocken zu feilen ist okay, aber ihn auch noch zu polieren ist überflüssig. Weil die Stahlplatte am Bremsbelagträger recht rau gefräst ist. Es sei denn, man feilt sie auch dort glatt und vor Allem gleichmäßig.

Die Bremsbeläge nahe dem Nocken etwas schräg zu feilen bewirkt, dass die Beläge sanfter an die Trommel gedrückt werden.

Mit einer zB. Dreikantfeile "kann" man auch noch schräge Kerben in die Beläge feilen. Sie "sollen" einiges an Bremsstaub aufnehmen.

In diesem thread wurde es bereits genauer beschrieben und bebildert.

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Beitrag von Gast Sa 12 Aug 2017 - 13:36

kalle. schrieb:Das zweite Quietschen ist sporadisch und Drehzahlabhängig beim langsamen Fahren von vorne zu hören, da vermute ich den Kühlerventilator. Hat der irgendein Lager, welches manchmal Geräusche macht? Oder gibts da noch was anderes?
Eher ebbes anderes.
Der Ventilator ist auf dem Konus der Nockenwelle befestigt; somit keine Lagerung, die quietschen könnte.

Ich hatte mal den wohl seltenen Fall, dass sich die Befestigungsschraube des Ventilators gelöst hatte und weggeflogen war. Die Alu-Nabe des Ventilators hing noch schräg auf dem Konus der Nockenwelle und quietschte gar abscheulich. Hat aber nicht das Kühlergitter zerschlagen.


Drehzahlmesserantriebswelle mal nachschmieren ? Oben am DZM lösen und mit zB. Einwegspritze Öl einfüllen.

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Beitrag von f104wart Sa 12 Aug 2017 - 14:51

BerndM schrieb:Leichtgängig aber spielfrei ist wohl auch nicht treffend ?

Nein, weil "leichtgängig" bei der Schwinge meist schon zu leichtgängig und das Lager dann nicht wirklich spielfrei ist.

Der Schwingendrehbolzen wird zunächst mit 17 - 21 Nm angezogen. Danach wird der Schwingenarm mehrfach auf- und abbewegt,  damit sich das Lager nochmal richtig setzen und auf den Schwingenbolzen aufschieben kann. Anschließend wird das Lager nochmals mit 17 - 21 Nm nachgezogen.

Die Kontermutter wird mit theoretisch  mit 90-120 Nm angezogen. Dazu bräuchte man allerdings einen Aufsatz für den Drehmomentschlüssel, damit man den Bolzen gleichzeitig gegenhalten und die Kontermutter anziehen kann. Da ein solcher Aufsatz meist aber nicht vorhanden ist und das Drehmoment hier keine so große Rolle soielt, kann man die Kontermutter auch ohne Drehmomentschlüssel "knackig fest" anziehen.

Ich benutze dazu einen passenden flachen Ringschlüssel und einen Schonhammer.




...Auch wenn Dir Drehmomentangaben mitunter überzogen und überkanditelt erscheinen mögen, dienen sie gerade dem Laien als Anhaltspunkt. Einem Fachmann muss man nämlich nicht erklären, wie ein Schwingenlager eingestellt wird.

Bei manchen Schrauben ist es wichtig, das sie nicht zu locker angezogen werden, andere widerrum dürfen nicht zu fest angeknallt werden.

"Nach Gefühl" oder "handfest" kann für jeden etwas anderes bedeuten unt das tut´s in der Regel auch.

Es geht hier nicht um Erbsenzählerei, aber Fehlinterpretationen können mitunter verhehrende Folgen haben, gerade im Fahrwerksbereich. Deshalb bedient man sich in der Technik einer "einheitlichen Sprache". Nur so können Mißverständnisse vermieden und brauchbare Arbeitsanleitungen erstellt werden.

Das solltest Du als erfahrener Schrauber, eigentlich wissen. Wink
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Beitrag von Gast Sa 12 Aug 2017 - 17:37

BerndM schrieb:Kardanwelle ziehen.
Die geht so einfach nach vorne herauszuziehen ohne den Motor auszubauen ?

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Beitrag von Gast Sa 12 Aug 2017 - 17:40

f104wart schrieb:Deshalb bedient man sich in der Technik einer "einheitlichen Sprache". Nur so können Mißverständnisse vermieden und brauchbare Arbeitsanleitungen erstellt werden.

Das solltest Du als erfahrener Schrauber, eigentlich wissen.  Wink
So wird aus einer Achsmutter eine Radmutter Laughing

Sehe, ist ja schon korrigiert worden. Wink

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Beitrag von kalle. So 13 Aug 2017 - 21:52

Vielen Dank schonmal, das ist ja jede Menge Input. Drehmomentangaben finde ich immer super. Auch wenn man nicht immer einen Drehmomentschlüssel ansetzen kann, bzw für sehr kleine Drehmomente nicht der richtige Schlüssel vorhanden ist, weiß man zumindest ungefähr wie fest das soll. Ich werd dann wohl morgen mal mein Heck zerlegen. Das mit dem Rundfeilen des Nockens find ich gut, Bremsbeläge anschrägen auch.
Tachowelle wird auch geschmiert und Ventilatorschraube nachgeguckt.
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Beitrag von f104wart So 13 Aug 2017 - 22:03

Vom Ventilator kann das Quietschen definitiv nicht kommen.

Du kannst aber trotzdem mal prüfen, ob er noch fest auf der Nabe sitzt. Die Ventilatoren reißen auf der Rückseite gerne ein und können sich im Extremfall von der Nabe lösen und den Kühler beschädigen.


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Beitrag von Kölnerfluse So 13 Aug 2017 - 22:08

Nicht nur die Tachowelle schmieren.
An meiner GL war die Tachoschnecke verharzt, was zum Quietschen führte.
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Beitrag von kalle. Mo 14 Aug 2017 - 18:31

Ich habe jetzt neue Zündspulen drin und das Zündungsproblem scheint verschwunden zu sein. Mal sehen ob es wieder auftaucht, vielleicht hatte die Lichtmaschine ja auch nur einen guten Tag heute...
Jetzt gehts erstmal an Fahrwerk und Bremsen.
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Beitrag von kalle. Di 15 Aug 2017 - 21:38

So, alles wieder zusammen und nix Quietscht mehr!
Danke nochmal!
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