Bremse entlüften. Trick dabei?

Bremse entlüften geht wie?
Ich habe den Hauptbremszylinder mit Reparatursatz repariert. Dann die beiden Radbremszylinder gereinigt und neue Dichtringe und Kolben rein.
Dann Bremsflüssigkeit in den Behälter und gepumpt. Nippel waren offen aber es kam nichts. Absolut nichts. Dann mit nem Schlauch und ne Spritze über die Nippel Bremsflüssigkeit reingedrückt. . Dann pumpte auch der Handhebel und baut Druck auf. Dann unten entlüftet. Dennoch kann ich den Handhebel immer bis zum Griff ziehen. Die Luftblasen wandern doch nicht alleine nach oben wenn die in irgendeiner Ecke sitzen. Und der Verteiler bietet ja genug solcher Ecken. Und jede Hohlschraube auch. Wie macht ihr das?

Und sie wandern doch!
Es braucht eben seine Zeit. Bremse ziehen, Hebel im gezogenen Zustand festlegen und über Nacht so stehen lassen. Dann, aber auch erst dann reden wir weiter!
Hast Du das EFH runtergeladen und gelesen?

Hallo.
Ich hab daden Griff gepumpt und unter Druck mit Kabelbinder fixiert. Keine Veränderung. Ich kriege den Griff immer noch bis zum Lenker gezogen. Zwar gegen Widerstand aber eben bis zum Ende. Das darf doch nicht sein oder?
Im EFH steht doch zum Entlüften nix drin. Oder hab ich es übersehen?

nein steht zu Entlüften nichts drin.
Du hast eine Nachricht.

Gruß
Bernd

Ein neues, leeres Bremssystem erweckt man mit folgendem Trick:

Die Bremsleitung an der Bremspumpe abschrauben!

Bremsflüssigkeit im Bremsflüssigkeitsbehälter bis Max auffüllen.

Bremshebel ziehen und halten (!).
Die Öffnung, an der die Bremsleitung angeschraubt gehört, mit dem Daumen zu halten!!!
Bremshebel los lassen. Da die Ausströmöffnung an der Bremspumpe zu gehalten wird, bildet sich dort ein Unterdruck, der die Bremsflüssigkeit ansaugt! Dies macht man so oft, bis Bremsflüssigkeit aus der Bremspumpe raussutscht.

Vielen Dank für die guten Tips und Tricks
Ich hab das heute nochmal entlüftet und die Tips umgesetzt.
Ich hab jetzt einen harten Druckpunkt und kann den Hebel nicht mehr bis zum Griff ziehen.
Scheint funktioniert zu haben. Vielen Dank

Guten Tag zusammen,

Kurz mein Vorhaben / CX 500 Tourer von 1980:
Bereits gekauft ist die Austauschpumpe von David Silver, ein Satz gebrauchte Bremssättel (die alten waren fest, die gebrauchten waren günstig und (angeblich) gut, auf der Wunschliste stehen noch ein neuer Dichtungssatz aus dem Hause Tourmax und neue Leitungen, wahrscheinlich von Probrake.

Ich tausche also fast alles und muss danach komplett neu befüllen. Mir erscheint das Vorgehen eine Bremse von unten neu zu befüllen sehr sinnig, weil man die Luft nach oben rausdrückt. So weit, so gut, jetzt meine Verständnis Frage:

Warum kann es beim Entlüften hilfreich sein, das Moped mit gezogenem und fixiertem Bremshebel einige Zeit stehen zu lassen? Ziehe ich am Hebel wird das System doch geschlossen und ich baue Druck auf - warum kann da eventuell vorhandene Luft entweichen?

Wenn du mit dem Entlüften fertig bist sind/können noch Luftbläschen im System sein.
Durch den Druck bei gezogener Bremse werden diese zusammengedrückt, also ganz klein, und können so viel leichter aufsteigen.

Bei hydraulischen Bremssystemen wird die Physikalische Eigenschaft von Flüssigkeiten genutzt, da sich diese nicht komprimieren lassen. Theoretisch könnte man auch Wasser nehmen was aber mehrere Nachtteile mit sich zieht, da beim Bremsen Reibungswärme entsteht und diese an der Flüssigkeit zum Teil abgegeben / aufgenommen wird. Es kann sogar dazu führen, dass die Flüssigkeit zum Sieden gebracht wird (Flüssig in Gas). Hinzu kommt noch das unter Druck, die Siedetemperatur erhöht und bei Druckabfall (Bremse lösen) der Siedepunkt reduziert wird auf den Siedepunkt bei normal Umgebungsdruck. Das überhitzte Wasser würde sogar aufkochen. Aus dem Grund nimmt man andere Flüssigkeiten, die einen hohen Siedepunkt haben und dazu Gleiteigenschaften so wie Korrosionsschutz beinhalten sprich Bremsflüssigkeit.

In der Serienproduktion werden so wie ich es gesehen habe (leere Bremsanlagen) am tiefsten Punkt (von unten) befüllt. Da Luft die Eigenschaft nach oben zu steigen, wird mit der Methode auch die Luft aus dem Bremssystem heraus gefördert. Diese Methode ist sehr effektiv aber im Hobbybereich wegen der Gerätschaft nicht gerade günstig.

Es gibt dafür Helferlein die das Befüllen der Bremsanlage vereinfachen aber ein Luftleeres System hat man dann nicht. Es kann sogar dazu kommen, dass mikroskopisch kleinste Luftblasen in dem Bremssystem entstehen, weil im Inneren der Bremsanlage an Ecken und Kanten Luftblasen verwirbelt werden.

Jetzt kommt die Methode die bereits beschrieben wurde, dass die Bremsflüssigkeit unter Druck mehrere Stunden gehalten wird ausgast. Auch wenn ein Druck auf eine Flüssigkeit ausgeübt wird, so hat auch dort Luft die Eigenschaft, nach oben zu steigen (Da Gase eine geringere Masse haben als Flüssigkeiten). Die mikroskopisch kleinen Luftblasen verbinden sich zu mehren großen Luftblasen. Klopft man dann noch zusätzlich an dem Bremssystem so wandern die dann noch größeren Luftblasen (die sich dann mit anderen Luftblasen verbinden) weiter hoch in Richtung Hauptbremszylinder. Löst man dann den Bremshebel, so entweicht die Luftblase durch die Entspannungsbohrung in den Vorratsbehälter.

So in Etwa.

Ich kapere mal den Thread.
Ich habe die hinteren Bremspumpe der Euro aufgearbeitet und Stahlflex montiert.
Trotz ewigen befüllen und entlüften mit Unterdruckpumpe und ganz klassisch mit durchpumpen bekomme ich einfach keinen Druckpunkt.
Ich habe dann die Bremsleitung an der Pumpe entfernt und mit dem Finger zugehalten wie beschrieben. Das hat schnell zu Druckaufbau am Finger geführt, nach dem Anschließen der Bremsleitung aber wieder viel Luft und kein Druckpunkt.
Gibts da irgendeinen Trick oder habe ich nur Pech?
Vorne hatte ich das Gleiche gemacht. Da ging alles wunderbar...

Ratlose Grüße

Mit dem Druckpunkt hinten verhält es sich genau so wie mit dem Druckpunkt vorne:

Der "Trick" ist der, dass man den Bremshebel in gezogener (bei der Hinterradbremse in gedrückter) Stellung fixiert und über Nacht stehen lässt.


Der Grund sind aber nicht, wie oft behauptet, kleine Luftbläschen bzw. Restluft, die nach dem Entlüften im System bleibt, sondern die bleibende Verformung der Dichtringe.

Der Dichtring wird bei Rausdrücken des Kolbens verformt und zieht sich beim Loslassen der Bremse in seine ursprüngliche Form zurück.







Die erste Grafik zeigt die Bewegung im Normalzustand:





Bei einer überholten Bremse sitzt der Kolben tief im Gehäuse und muss einen deutlich größeren Weg zurücklegen, bis er an der Bremsscheibe anliegt.

Das führt dazu, dass die Dichtmanschette über ihren normalen "Rückfederweg" hinaus verformt wird und bei schnell aufeinander folgenden Bewegungen, wie sie beim Entlüften und beim Bremsen üblich sind, keine Zeit hat, ihre Grundspannung aufzubauen und am Kolben zurück zu gleiten.

Die Folge ist, dass der Kolben beim Lösen der Bremse ebenfalls den weiten Weg wieder zurück gezogen wird: Der Hebelweg bleibt trotz vollständig entlüftetem System groß, der Druckpunkt weich (Grafik 2).





Fixiert man die Bremse nun über eine längere Zeit, beispielsweise über Nacht, mit an der Scheibe anliegenden Kolben bzw Belägen, gleitet die die Manschette am Kolben langsam zurück und entspannt sich.

Danach schaut der Kolben weiter raus und muss dann beim Betätigen der Bremse nur noch den kleinen Weg zurücklegen. Der Hebelweg wird kurz, der Druckpunkt knackig.

Der Bremssattel ist nicht das Problem. Ich habe soviel Luft drin dass sich die Kolben noch gar nicht bewegen. Komplettbefüllung ist ja immer ein gröberes Thema und hier ist es bestimmt ungünstig, weil die Bremsleitung am Schwingendrehpunkt den tiefsten Punkt hat.
Ich hatte gehofft jemand hat auch dafür einen Kniff

Dann schraub den Sattel ab und häng ihn tiefer.

Das ist ne gute Idee. Das probiere ich als nächstes! Danke.

So jetzt isses gelungen
Es waren wohl tatsächlich Luftblasen in der Leitung an den Erhöhungen vor der Bremspumpe und vor dem Bremssattel die aufgrund der zu geringen Flussgeschwindigkeit beim Entlüften nicht mitgenommen wurden.
Die Lösung war dann die Schraube an der Bremspumpe mit der die Leitung befestigt ist leicht zu lösen und mit einer Spritze vom Bremssattel schnell durchzudrücken bis nur hörbar keine Luft mehr kam.
Dann habe ich die Schraube wieder festgezogen und weiter Flüssigkeit von unten durch das System gedrückt.
Damit hat es auf Anhieb geklappt.

oehne1234 schrieb:Die Luftblasen wandern doch nicht alleine nach oben wenn die in irgendeiner Ecke sitzen. Und der Verteiler bietet ja genug solcher Ecken.  Und jede Hohlschraube auch.

Hohlschraube ist ein gutes Stichwort. Das Problem bei den Hohlschrauben ist, dass die Längsbohrung tiefer ist als die Querbohrung.

Und so bildet sich in jeder Hohlschraube ein Raum, aus dem die Luft, je nach Lage der Hohlschraube, nicht entweichen kann.  






Bei insgesamt 5 solcher Schrauben an der Vorderradbremse läppert sich das zu einer stattlichen Luftblase zusammen, die, je nach Einbaulage der Schrauben dort gefangen werden kann. Pro Schraube sind das etwa 7 mm³, die die Flässigkeitsäule "federn lassen"
und dafür sorgen, dass man keinen sauberen Druckpunkt hat.