Spannungsrisskorrosion im Vergaser?!
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Waterbrunn
Brummbaehr
MoeGreenwall
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Spannungsrisskorrosion im Vergaser?!
Liebe Gemeinde,
heute mal ein möglicherweise sonderbarer Schaden. Sonderbar deshalb, weil er mir in den letzten 20 Jahren Schrauberei noch nie untergekommen ist.
Vorgeschichte:
Ich habe mir im letzten August eine CX500A gekauft. Diese stand 10 Jahre und die letzten zwei davon unterm Berliner Sternenzelt. Die Vergaser hatten in den Schwimmerkammern ein grün-bläuliches Gel. Stank fürchterlich und ich nehme an, es waren Zersetzungsprodukte des Kraftstoffs. Also habe ich die Vergaser im Ultraschallbad gereinigt und nach dem Zusammenbau auch getestet. Die Pumpe lief damit erstklassig. Dabei fiel mir jedoch auf, dass aus der linken Kammer Benzin aus dem Überlauf tropfte. Entleerung war zu, nächster Gedanke: Schwimmernadel. Da ich das Motorrad über die Winterperiode noch weiter zerlegen und reinigen wollte, habe ich die leere, ausgebaute Vergaserbatterie erstmal ins Regal gelegt.
Hier und Jetzt:
In der Zwischenzeit habe ich zwei neue Schwimmernadeln besorgt und eingebaut. Zu meinem Erstaunen ohne Erfolg, links tropfte es (schlimmer wie vorher). Natürlich hatte ich das ganze vor dem einbau NICHT getestet
Also alles wieder ausgebaut und getestet. Zu meinem Erstaunen schloss die Nadel zuverlässig (die alte Nadel leider auch). An dieser Stelle kam ich schwer ins grübeln und habe mir sicherheitshalber die Funktion der einzelnen Vergasereinbauten vor Augen geführt. Entleerung nochmal geprüft, Schwimmerkammer dafür mit Wasser gefüllt...alles dicht!
Und nun schau ich mir die Schwimmerkammer nochmal genau an uns sehe folgendes:
Genau, ein Riss auf der ganzen Länge des Überlauf- und Belüftungsröhrchen. Der Test mit Wasser war somit für die Katz...die Oberflächenspannung vom Wasser verhinderte ein Tropfen. Gleicher Test mit Spiritus: Undichtigkeit!
Dann viel mir ein, dass ich im Studium mal was von Rissbildung bei Messing gehört habe. Also mal das Fachbuch "Werkstoffkunde" aus dem Regal gezogen...und siehe da Spannungsrisskorrosion. Dafür müssen allerdings drei Voraussetzungen erfüllt sein:
1. -für Spannungsrisskorrosion anfälliger Werkstoff -> Messing; erfüllt!
2. - Zugspannungen im Material -> gezogenes Röhrchen, Zugspannungen durch Herstellung im Messing vorhanden; erfüllt!
3. - es muss ein spezifisches Angriffsmittel vorhanden sein -> bei Messing sind das insbesondere Ammoniak, Amine, Amoniumsalze, Schwefeldioxid, Stickoxide, Nitrit, Nitrat und Quecksilbersalze
Leider bin ich kein Chemiker und weiß nicht, welche Produkte bei der Zersetzung von Kraftstoff frei werden. Laut Euronorm sind aktuell max. 10mg / kg Schwefel zulässig. Vor zehn Jahren waren es vielleicht mehr...das einzige was aus meiner Sicht als Angriffsmittel in Frage kommen würde. Weiß jemand mehr oder kennt das Schadensbild?
Gruß, Moe
heute mal ein möglicherweise sonderbarer Schaden. Sonderbar deshalb, weil er mir in den letzten 20 Jahren Schrauberei noch nie untergekommen ist.
Vorgeschichte:
Ich habe mir im letzten August eine CX500A gekauft. Diese stand 10 Jahre und die letzten zwei davon unterm Berliner Sternenzelt. Die Vergaser hatten in den Schwimmerkammern ein grün-bläuliches Gel. Stank fürchterlich und ich nehme an, es waren Zersetzungsprodukte des Kraftstoffs. Also habe ich die Vergaser im Ultraschallbad gereinigt und nach dem Zusammenbau auch getestet. Die Pumpe lief damit erstklassig. Dabei fiel mir jedoch auf, dass aus der linken Kammer Benzin aus dem Überlauf tropfte. Entleerung war zu, nächster Gedanke: Schwimmernadel. Da ich das Motorrad über die Winterperiode noch weiter zerlegen und reinigen wollte, habe ich die leere, ausgebaute Vergaserbatterie erstmal ins Regal gelegt.
Hier und Jetzt:
In der Zwischenzeit habe ich zwei neue Schwimmernadeln besorgt und eingebaut. Zu meinem Erstaunen ohne Erfolg, links tropfte es (schlimmer wie vorher). Natürlich hatte ich das ganze vor dem einbau NICHT getestet
Also alles wieder ausgebaut und getestet. Zu meinem Erstaunen schloss die Nadel zuverlässig (die alte Nadel leider auch). An dieser Stelle kam ich schwer ins grübeln und habe mir sicherheitshalber die Funktion der einzelnen Vergasereinbauten vor Augen geführt. Entleerung nochmal geprüft, Schwimmerkammer dafür mit Wasser gefüllt...alles dicht!
Und nun schau ich mir die Schwimmerkammer nochmal genau an uns sehe folgendes:
Genau, ein Riss auf der ganzen Länge des Überlauf- und Belüftungsröhrchen. Der Test mit Wasser war somit für die Katz...die Oberflächenspannung vom Wasser verhinderte ein Tropfen. Gleicher Test mit Spiritus: Undichtigkeit!
Dann viel mir ein, dass ich im Studium mal was von Rissbildung bei Messing gehört habe. Also mal das Fachbuch "Werkstoffkunde" aus dem Regal gezogen...und siehe da Spannungsrisskorrosion. Dafür müssen allerdings drei Voraussetzungen erfüllt sein:
1. -für Spannungsrisskorrosion anfälliger Werkstoff -> Messing; erfüllt!
2. - Zugspannungen im Material -> gezogenes Röhrchen, Zugspannungen durch Herstellung im Messing vorhanden; erfüllt!
3. - es muss ein spezifisches Angriffsmittel vorhanden sein -> bei Messing sind das insbesondere Ammoniak, Amine, Amoniumsalze, Schwefeldioxid, Stickoxide, Nitrit, Nitrat und Quecksilbersalze
Leider bin ich kein Chemiker und weiß nicht, welche Produkte bei der Zersetzung von Kraftstoff frei werden. Laut Euronorm sind aktuell max. 10mg / kg Schwefel zulässig. Vor zehn Jahren waren es vielleicht mehr...das einzige was aus meiner Sicht als Angriffsmittel in Frage kommen würde. Weiß jemand mehr oder kennt das Schadensbild?
Gruß, Moe
Zuletzt von MoeGreenwall am Mi 19 März 2014 - 17:49 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
MoeGreenwall- Anzahl der Beiträge : 324
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Re: Spannungsrisskorrosion im Vergaser?!
Wir hatten im Forum schon Defekte an diesem Röhrchen.
Welche Defekte da genau vorgelegen haben, kann ich aber nicht sagen.
Sieht in der Tat ungewöhnlich aus.
Gruß
Jochen
Welche Defekte da genau vorgelegen haben, kann ich aber nicht sagen.
Sieht in der Tat ungewöhnlich aus.
Gruß
Jochen
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Ist Spannungsabfall eigentlich Sondermüll?
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Re: Spannungsrisskorrosion im Vergaser?!
Wenn das Ding unbenutzt draußen gestanden hat, was spricht dann gegen einen Frostschaden durch gefrorenes Wasser im Rohr? Dann dürfte der Riss auch einmal längst durchs Rohr gehen. "Benzin" war ja wohl keins mehr im Vergaser?
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Waterbrunn- Anzahl der Beiträge : 5671
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Re: Spannungsrisskorrosion im Vergaser?!
Moin,
Frostschaden hatte ich kurz drüber nachgedacht. Aber woher das Wasser und wieso sollte es im Röhrchen stehen bleiben, wenn doch der Abfluss frei ist. Und mir bekannte Frostschäden haben immer ein typisches Aussehen, so in etwa:
Nie so ein gerader Riss auf der ganzen Länge.
Naja, Benzin im Vergaser...halt dieses blau-grüne-Gel. Ein Arbeitskollege sagte mir gerade: das nennt man dann verharztes Benzin. Unglücklicherweise ist das Benzin auch aus dem Tank nachgeflossen, hier war der Benzinhahn undicht. Der Vorbesitzer sprach von einem vollen Tank, vorgefunden habe ich noch ca. 1,5 bis 2 Liter. Wird ja wohl nicht alles verdunstet sein.
Frostschaden hatte ich kurz drüber nachgedacht. Aber woher das Wasser und wieso sollte es im Röhrchen stehen bleiben, wenn doch der Abfluss frei ist. Und mir bekannte Frostschäden haben immer ein typisches Aussehen, so in etwa:
Nie so ein gerader Riss auf der ganzen Länge.
Naja, Benzin im Vergaser...halt dieses blau-grüne-Gel. Ein Arbeitskollege sagte mir gerade: das nennt man dann verharztes Benzin. Unglücklicherweise ist das Benzin auch aus dem Tank nachgeflossen, hier war der Benzinhahn undicht. Der Vorbesitzer sprach von einem vollen Tank, vorgefunden habe ich noch ca. 1,5 bis 2 Liter. Wird ja wohl nicht alles verdunstet sein.
MoeGreenwall- Anzahl der Beiträge : 324
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Alter : 44
Ort : Berlin
Re: Spannungsrisskorrosion im Vergaser?!
Frostschaden durch Kondenswasser aus Luftfeuchte. Bleibt im Röhrchen durch Kapilarwirkung, wird sogar dadurch reingezogen
_________________
Mit freundlichem Grinsen aus dem kurvigen Spessart,
Michael
Wer Stroh im Kopf hat, fürchtet den Funken Wahrheit.
Baunix63- Anzahl der Beiträge : 539
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Ort : 63825 Sommerkahl-Vormwald
Re: Spannungsrisskorrosion im Vergaser?!
Das gleiche konnte ich heute auch feststellen. Hat schon mal wer das Röhrchen gewechselt oder gelötet?
Tobi85- Anzahl der Beiträge : 13
Anmeldedatum : 13.06.21
Alter : 39
Re: Spannungsrisskorrosion im Vergaser?!
Mach nen benzinbeständigen Schrumpfschlauch (Teflon) drüber und gut isses.
Oder besorg Dir einfach einen anderen Schwimmerdeckel.
.
Oder besorg Dir einfach einen anderen Schwimmerdeckel.
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f104wart- Anzahl der Beiträge : 11446
Anmeldedatum : 24.02.13
Alter : 67
Ort : 35315 Homberg Ohm
Re: Spannungsrisskorrosion im Vergaser?!
Danke euch für die Tipps! Mal sehen ob sich das bei mir auch bestätigt.
Dorin68- Anzahl der Beiträge : 24
Anmeldedatum : 06.01.24
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