CX 500 - Steuerkette spannen nach Werkstatthandbuch

Ich hatte ja den Faden Steuerkette spannen nach Rudis Rezept aus dem Archiv kopiert, damit er hier wieder zur Verfügung steht. Wie ihr ja selbst nachlesen könnt, hat sich dieser Faden ziemlich wild entwickelt und sorgt eher für Verwirrung, als das er irgendwas erklärt. Nun hatte ich ja irgendwann in jenem Faden gesagt, ich würde mir das Verhalten des Steuerkettenspanners an einem geöffneten Motor ankucken. Und da ich gerade einen auf der Werkbank habe, hab ich das Mal gemacht.

Das Werkstatthandbuch äußert sich  im Kapitel 3, "Einstellungen" sehr knapp zum Thema Steuerkette spannen:

Kurbelwelle im Uhrzeigersinn (Blick von vorn auf den Motor) so lange drehen, bis die Markierung "TL" (oberer Totpunkt linker Zylinder) auf der Schwungscheibe neben dem Markierungspfeil im Schauloch (unter dem Entlüftungsdom) zu sehen ist.

Die Kettenspannerschrauben lösen und wieder fest ziehen.

Fertig!


Man sieht nichts, man hört nichts und das ist alles sehr unklar! Also habe ich Mal eine lose Steuerkette simuliert, mittels zwei Speiseeisstielen:




Kettenspannerschraube gelöst, die Eisstiele reingedrückt, Kettenspannerschraube fest gezogen, die Stiele wieder rausgeprockelt:




Die Steuerkette läßt sich mit dem Daumennagel ca 1,5 mm von der Gleitschiene wegziehen.


Ich habe mittels eines Wattestäbchens und einem Stück Klebeband eine Markierung für die Stellung des Kettenspanners improvisiert:




Dann habe ich die Kurbelwelle so weit gedreht, dass der linke Kolben auf OT stand. Spannerschraube geöffnet, die Feder zieht den Kettenspanner runter, Spannerschraube festgezogen.




Bei der Nagelprobe ist kein weiteres zur Seite drücken der Steuerkette mehr möglich.




Die Steuerkette ist gespannt!



Tja, Leute - mehr braucht es nicht! Und wenn es jetzt trotzdem rasselt, ist die Kette aus Übermaß gelängt oder die Spannerfeder ist erschlafft. Da müßt ihr dann in beiden Fällen den Motor raus nehmen und unter den hinteren Motordeckel kucken! Aber bis es soweit ist, ist Steuerkette spannen total einfach!

Mach ich jetzt immer so!

Nachtrach:
Zu kucken, was passiert, wenn ich Rudis Rezept anwende, spar ich mir getz einfach - ich hab auch noch was anderes zu tun!
Nachtrach zum Nachtrach:
Vielleicht kuck ich da doch noch nach, aber erst morgen!

Bravo!
Aus der Praxis für die Praxis, nachvollziehbar und einfach.

BTW hatte ich kürzlich auch die Gelegenheit, aber nicht die Idee das mal zu machen.

Als Laie fragt man sich, kann die Spannerschraube raus fallen, wenn ich die zu weit öffne?

Hier ist die Schraube so angesetzt, dass die ersten Windungen des Gewindes packen:




Es braucht 9 Umdrehungen bis die Schraube den Kettenspanner festklemmt:




Außerdem hat die Schraube diesen Rand, der setzt am hinteren Motordeckel auf, noch bevor das Ende des Gewindes erreicht ist. Diese Schraube läßt sich bei festgeschraubtem, hinteren Motordeckel nicht raus schrauben!

Sie läßt sich also mit 2, aber auch mit 4 Umdrehungen sicher lösen ohne raus zu fallen!

Sauber! Danke!   

Jetzt kapiere auch ich das Prinzip.

  

Ach EO, endlich ist das leidige Thema beendet. Du bist der Größte. So einfach kann das sein. Da brauche ich ja meine seit 35 Jahren praktizierte Methode nicht zu ändern.

Gruß Siggi

Spannt man die Kette bei kaltem Motor oder warm gefahren ?
Gruß Oliver

Das kannst du bei "kaltem" Motor machen. Am besten in Kombination mit dem Ventile Einstellen. Dann mußt du den Motor sowieso einmal auf "TL" drehen.

Waterbrunn schrieb:Das kannst solltest du bei "kaltem" Motor machen. Am besten in Kombination mit dem Ventile Einstellen Prüfen des Ventilspiels. Dann mußt du den Motor sowieso einmal auf "TL" drehen.

Gruß Siggi

Danke, Waterbrunn, so schön anschaulich erklärt weiss ich jetzt, was da hinterm Deckel passiert, wenn ich am Kettenspanner kurble, respektvoller Knix, wave

Kurze Frage: warum sollte man die Ventildeckel demontieren? Reicht dazu nicht nur die Kerzen zu entfernen?
Ich frage, weil ich zur Demontage des Ventildeckels den Tank und den dubbeligen Motorschutz weg machen muss.

Weitere Frage: wenn ich die Kurbelwelle per 5. Gang bewege, muss der letzte Impuls durch Vorwärtsbewegung gemacht werden, rückwärts, oder ist das egal. Ich kann das alleine nur mit im Gang schieben schaffen.

Besten Dank!

ALCX500 schrieb:Kurze Frage: warum sollte man die Ventildeckel demontieren?

Weil das Spannen der Steuerkette, das Einstellen der Ventile und das Synchronisren der Vergaser eigentlich zusammen gehört.



Wenn Du "nur" die Kette spannen willst, reicht es, die Kerzen heraus zu drehen.

Dafür brauchst Du auch keinen OT oder sonst irgendwas, sondern nur etwas Gefühl in den Fingern.


Du drehst die Kerzen raus, schraubst den Zugangsdeckel unter dem Kühler raus und drehst den Motor von vorne gesehen im Uhrzeigersinn so lange, bis Du den maximalen Widerstand spürst. Der ist relativ gering und dafür brauchst Du halt das Gefühl, um die Stelle zu erkennen, wo irgendwelche Nocken auf irgendwelche Ventile drücken und die Kette im gezogenen Trum spannen.

Am besten drehst Du sie ein paar Umdrehungen durch, bis Du den Dreh raus hast.

Dann löst Du die Feststellschraube am Spanner, ziehst sie wieder an und gut isses.


Nicht vergessen, den Zugangsdeckel wieder drauf zu schrauben, sonst saut sie Öl aus der Öffnung, wenn der Motor läuft.
...Rate mal, woher ich das weiß.

Der Grund ist,  dass ich die Ventile eingestellt habe und danach die Kette. Da habe ich aber nach Bild des EFH gehandelt, nicht nach Text und das bei TR eingestellt. Daher muss ich nochmals ran.

Die Ventile waren übrigens sehr knapp, zu knapp? Ich weiß nicht. Der Klang ist jedenfalls
noch kläpprig, auch wenn sie sofort ansprang.

Muss ich die Kurbelwelle bis kurz vor den schwersten Punkt drehen?

Wenn der Klang nach dem Einstellen immer noch kläpprig ist, dann kann es auch daran liegen, dass Du Pitting an den Einstellschrauben und den Ventilschaftenden hast oder Deine Kipphebelwellen eingelaufen und die Kipphebellager ausgeschlagen sind.



...Und jetzt müssen die Deckel dann doch nochmal runter:

Du drehst die Kurbelwelle auf Zünd-OT des betreffenden Zylinder, so als ob Du die Ventile einstellen willst.

Dann löst Du die Kontermuttern und drehst die Einstellschrauben komplett raus. Die schaust Du Dir mal von unten an, ob die irgendwelche Unebenheiten oder Pittingbildung haben. Wenn ja, müssen sie erneuert werden.

Dabei kannst Du Dir auch mal die Ventilschaftenden anschauen, ob sich auch das schon Pitting gebildet hat (meistens zuerst an den Einlaßventilen).


Jetzt drückst Du den Arm eines Kipphebels mit der Pfanne fest auf die Stößelstange und bewegst mit der anderen Hand den Kipphebel an dem der Stößelstange am nächstgelegenen Ärmchen über dem Ventil (da wo die Einstellschrauben drin waren) nach oben und unten.

Das machst Du der Reihe nach an allen 4 Kipphebeln.

Wenn Du dabei radiales Spiel feststellst, dann sind die Kipphebelwellen eingelaufen und die Kipphebellager ausgeschlagen.

Damit kannst Du dann kein definiertes Ventilspiel mehr einstellen.

In dem Fall dann müssen die Wellen und die Kipphebel erneuert werden. Weil dazu die ZylKopfSchrauben raus müssen, müssen auch die Köpfe runter und die Kopfdichtungen erneuert werden.


...Was hat denn Dein Motor gelaufen? Welches Ventilspiel hast Du eingestellt?

Uiuiui. Der Motor hat 44000 km runter. Es wurde aber seit mindestens 12000km nicht nach Ventilen oder Steuerkette geschaut. Immerhin neueres Lenkkopflager. Ventile E/A auf 0,1/0,12 gestellt.

Ich versuche erst mal die Steuerkette zu spannen und dann mal sehen.

Schau Dir erst mal die Einstellschrauben und die Ventilschaftenden an.

Die Kipphebelwellen sollten bei 44tsd noch in Ordnung sein, aber die Prüfung ist ja, wenn die Schrauben eh schon draussen sind, kein großer Aufwand.

Stell die Ventile auf 0,08/0,10

Ok. Vielen Dank. Ich probiere es nochmals. Solange muss halt meine VT bollern.
Gruß Andreas

Hallo!
Ich habe das jetzt geprüft. Die Kipphebelwellen scheinen in Ordnung ohne Spiel.Die Stößelstangen der Auslassseiten scheint mir großzügiges seitliches Spiel zu haben. Einzelne
Einstellschrauben haben schon bisschen Spuren. Mit 0,08/0,10 läuft der Motor jetzt besser und ohne harte Sounds. Ab und zu ein Nesteln vielleicht noch der Steuerkette oder Ölkette und gut.
Der Radiator röchelt leicht, wie so eine alte Spielzeugdampfmaschine.
Schwer zu sagen. Sie lebt, läuft ganz ok. Jetzt ist es dafür schwer, Standgas zu justieren. Beim Auskuppeln aus hoher Drehzahl bleibt das Standgas bei 2200 U/Min. Legt man leicht Last an, dann geht die Drehzahl runter und unter 2000 ohne Last auch ganz aus. Kann natürlich auch an de er Zündung liegen. Ich habe aber grundsätzlich Hoffnung auf Erhalt der Kiste.

ALCX500 schrieb:Die Stößelstangen der Auslassseiten scheint mir großzügiges seitliches Spiel zu haben.

Ist ja auch logisch: Durch das größere Ventilspiel der Auslaßventile haben natürlich auch die Stößelstangen an dieser Stelle etwas mehr Spiel.



Ob Du ein "Nesteln der Ölpumpenkette" wahrnehmen kannst, wage ich zu bezweifeln.

Hör auf, die Flöhe husten zu hören, setz Dich auf die Kiste und genieße das schöne Spätsommerwetter.


...Und zieh mal ordentlich am Seil, damit sie die Flöhe, die da noch drin hocken, raus hustet