Motor mit Pleuelbruch

Motor mit Pleuelbruch

Siggi hatte mich besucht und wir wollten zu Anschauungszwecken einen Motor aufschrauben. Nun war in dem Teilekonvolut, das ich mir aus Bitterfeld geholt hatte, ein Motor dabei, der aber ein deutlich sichtbares Problem hatte:



Hier der Ausblick von innen:


Der Bruch des Pleuel hatte nicht den Stilstand des Motors zur Folge. Der abgebrochene Pleuelstumpf wütete wie ein Hammerwerk im Kurbelgehäuse:


Davon zeugen auch die viele Raspelspäne, die sich überall im Motor fanden. Hier nun der seitliche Durchschlag im Kurbelgehäuse:


Auch das Getriebe hatte mehrere Treffer abbekommen. Das Blech war auf die rotierenden Zahnräder gedroschen worden, ohne diese zu blockieren. Ein Mitnehmerzapfen ist abgebrochen, das Getriebe ist immer noch beweglich!


Hier nun die Pleuellagerschalen des gebrochenen Pleuel. Ich frage mich, was so gruselige, quer verlaufende Riefen in der Lagerschale hinterläßt?
Die Bruckstelle des Pleuels ist durch die vielen Schläge im Kurbelgehäuse abgerundet.


Die Lagerschalen des zweiten Pleuel scheinen die gleichen Verschleißspuren zu haben, nur weniger ausgeprägt:


Überraschend fand ich das nicht vorhandene Schadensbild auf dem Kurbelzapfen. Der ist nämlich glatt und zeigt nur diese Verfärbungen in Drehrichtung:


Letztendlich wurde dieser Motor dann doch aus hoher Drehzahl abrupt gestoppt. Der Rotor hat mit seiner trägen Masse den Keil auf dem Zapfen abgeschert! Habt ihr sowas schon Mal gesehen?


Auch die Nockenwelle hat etwas abbekommen. Auf dem Nocken links, kann man den Abdruck sehen, den der Gleiter des Kipphebls hinterlassen hat, als die ganze Mimik blockierte. Der Nocken hat dort einen platt gestoßenen Bereich. Allen 4 Nocken haben auf dem höchsten Teil des Nockens Pittingspuren, wie man sie rechts auf dem Nocken sehen kann.


Die Zylinderwänder sind hochglanzpoliert. Der Motor hatte also schon eine hohe Laufleistung hinter sich, als er so spektakulär sein Leben "aushauchte". Die Köpfe waren leider nicht mehr vorhanden. Hinterer Motordeckel, Rotor und Kettenspanner fehlten. Die Steuerkette hatte sich wie üblich in die Schraube des Kurbelwellenlagerdeckels gefressen. Ich habe vorne aus dem Motor noch eine gute Ölpumpe geborgen, allerdings war die Ölpumpenkette auch über Verschleißmaß gelängt. Dazu waren noch ein paar Öldüsen und Zentrierhülsen vorhanden, die ich neben verschiedenen Schrauben eingelagert habe. Der Rest ist Schrott und dient höchsten noch als abschreckendes Beispiel. Und das wollt euch euch nicht vorenthalten!

Gruß, EO

Nachtrach:
Die Motornummer ist: PC01 E 2213274
Der Motor war im übrigen auch mit Stehbolzen mit dem vorderen Motorträger verbunden! Darüber hatten wir ja schon im Faden "Zylinderkopfdichtung wechseln ohne Motorausbau" diskutiert.

Guter Bericht, gute Fotos; EO in persona nebst waterbrunn  

Zur Lagerschale: Hier in dem Fred von Matze ( https://cx500.forumieren.org/t227p15-pleuellager-cx-650 ) sind auf der zweiten Seite, Beiträge 29/30, Links zu Schadenseinstufungen.

Wie hast Du die Ölpumpe geprüft und den Befund als "gut" bewertet ?
Vielleicht war dieses der üble Täter ?

Die KW würde ich so ohne weiteres auch nicht beim nächsten Mopped-Treffen als KW-Weitwurf-Wettbewerbsobjekt verwenden.
Erst mal vermessen.

Wenn der wasserpumpsigseitige Stutzen der NoWe noch gut ist, dann evtl. selber abziehen und aufheben.....man weiss ja nie, ob dieser NoWe-Stumpf noch mal gebraucht wird.
(Bekomme demnächst drei NoWe aus Griechenlang zur -vielleicht- Reparatur, da hab' ich vielleicht Bedarf.)

Grüße
WolFgang

Hallo WolFgang,

ich habe versucht ein 0,1mm Meßblatt durch den Spalt am Läufer zu ziehen. Keine Chance. Bei der Ölpumpe, die in meinem Motor vor der Restaurierung eingebaut war, ging das ganz leicht.

Die Kurbelwelle kann ich nicht vermessen. Da fehlt mir die Fachkenntnis und das Werkzeug - aber ich kenn da zwei, die könnne das! Ich schick dir ein Paket.

Gruß, EO

Nachtrach: Ich habe die Ursache gefunden, weshalb der Motor abrupt stehen blieb. Mitten im Getriebe hing zwischen den Wellen ein großes Stück Alu aus dem Gehäuse. Das ist wohl zwischen die Zahnräder des eingelgten Gangs geraten.

Waterbrunn schrieb:[b](...) ein deutlich sichtbares Problem

...ich würde eher sagen, das ist ne Kontrollöffnung für die Pleuellager  

Soo, nachdem meine Kamera wieder aufgetaucht ist, hier noch die Bilder von den beschädigten Schlepphebeln:

Der Schlepphebel oben rechts stammt vom beschädigten Nocken.


Der Schlepphebel oben links hat auch eine flache Beschädigung, wobei ich nicht weiß, ob das "normaler" Versschleiß ist.
Die unteren beiden Schlepphebel sind schön glatt und unbeschädigt.



Anmerkung f104wart:

Beitrag am 18.09.2020 editiert und "Kipphebel" durch Schlepphebel ersetzt.


Bei Kipphebeln ist der Drehpunkt/die Achse mittig angeordnet.
Befindet sich die Achse am Ende des Hebels, spricht man von Schlepphebeln.

Aufgrund der Macken an der NoWe hab ich mir so den Hebel (oben rechts der) vorgestellt.
Oben links: sieht "recht passabel gebraucht" aus, schaue aber noch mal auf die NoWe wie der Nocken dort aussieht.